Heute gibt es den zweiten Teil der Reihe "Typisch australisch". Wie schon im letzten Artikel angekündigt soll es diesem Mal um die Themen Essen und Einkaufen gehen. Als wir uns für Australien als Reiseziel entschieden hatten, war ich super freudig aufgeregt auf die ganze Natur und die Tierwelt. Jedoch fand ich es direkt schade, ein so westliches Land zu bereisen und im Bereich Essen und der damit verbundenen Kultur wahrscheinlich deutlich weniger dazu zu lernen als in z.B. Indien. Große Überraschungen gab es tatsächlich nicht aber durchaus vieles was man als "typisch australisch" verbuchen kann.
#1 Verpackungs und Größenwahnsinn
Wir finden die Supermärkte und ihr Angebot sehr amerikanisch angehaucht. Die Wägen, Gänge und Grundflächen von Supermärkten sind im allgemeinen deutlich größer dimensioniert. Während in Deutschland die meisten Milch Tetrapaks und Saftflaschen 1 Liter Inhalt haben sind hier 3 oder 4 Liter der Standart. Es gibt von allem auch immer die Großpackung (was Angesicht der vielen Menschen die komplett abgelegen wohnen und nur alle paar Wochen einkaufen fahren auch irgendwo Sinn macht) und während man in Deutschland die Problematik rund um Plastik immer mehr einsieht und es ein funktionierendes Pfandsystem gibt, herrscht in Australien noch der Verpackungswahnsinn. In Plastik eingeschweiste Bananen und Äpfel die in Röhren wie bei Tennisbällen üblich sieht man hier in praktisch jedem Supermarkt.

#2 Self-checkout Kassen
Während Kassen, bei denen der Kunde die Artikel selbst scannt in Deutschland gerade erst am kommen sind (z.B. bei Rewe und Ikea) sind diese in Australien sowohl im Supermarkt als auch in Kleidungsgeschäften schon überall zu sehen. Auf der einen Seite macht es zwar spaß die Artikel zu scannen jedoch sind die Systeme noch nicht so recht ausgereift und man muss sich oft von einer Assistenz helfen lassen.
#3 Kosten für Lebensmittel
In Deutschland hat man die Wahl ob man bei Discountern oder Supermärkten einkaufen möchte. Es gibt eine Vielzahl von Ketten von günstig bis teuer. Hier am Ende der Welt hat man diese Auswahl leider nicht und es gibt nur 2 Supermarktketten welche beide recht hochpreisig sind. Zum einen gibt es Coles (vergleichbar mit Rewe- zwar ein Supermarkt aber mit großer Eigenmarken Auswahl) und zum anderen Woolworths ( wie eine Mischung aus Tegut und Edeka- geringere Eigenmarken Auswahl, vermehrt Bio und hochwertigere Lebensmittel). Wir haben in der Woche durchschnittlich 60€ für Lebensmittel (ohne Essen gehen und Getränke) ausgegeben was sich so nicht übermäßig viel anhört. Jedoch haben oft sehr einfache Sachen gekocht und man kann für das Geld in Deutschland bestimmt die doppelte Menge einkaufen. Außerdem ist uns aufgefallen, dass besonders ungesunde Lebensmittel günstig verkauft werden.
#4 Typische Gerichte und Lebensmittel
Grillen ist hier deutlich beliebter als in Deutschland. In jedem Park findet man öffentliche Grills (jedoch keine Feuerstellen mit Schwenkgrill wie auch hier und da in Deutschland hat sondern flache Metallwannen welche elektrisch so stark aufgeheizt werden, dass man darauf grillen kann). Auch Platten mit Crackern, Käse, Wurst, Trauben und Oliven gehören zu jeder australischen Feier und auch in vielen Restaurants kann man sich solche Platten zum teilen bestellen. Als Till vor 3 Jahren in Neuseeland war, hat er sich seinen Erzählungen nach fast nur von Pies ernährt. Diese (kleine Pasteten/Quiches) werden auch in Australien sehr gerne gegessen und in Bäckereien oder tiefgekühlt in Supermärkten angeboten. Des Deutschen Nutella ist des Australiers Vegemite. Leider haben Vegemite und Nutella jedoch bis auf die Farbe so rein gar nichts gemeinsam und wir können (trotz mehrmaligem, sehr mutigen Probieren) nicht verstehen was man daran mögen kann. Vegemite ist ein sehr salziger Hefeextrakt der aus Resten der Bierproduktion hergestellt wird. Typisch ist, es ein Toast mit Butter zu bestreichen und eine kleine Messerspitze Vegemite darauf zu verteilen. Bei unserem Segeltrip in den Whitsundays gab es beim Frühstück auch ein Glas Vegemite welches auf einem Klebebandstreifen mit "Nutella" beschriftet war. Ein Mädchen ist auf genau diese Falle hineingefallen und sich ihr Croissant dick mit Vegemite bestrichen. Nun mal zu den kulinarischen Vorzügen Australiens. TIM TAMS! Tim Tams sind rechteckige Doppelkekse mit Füllung und Schokoladenüberzug. Uns wurde empfolen 2 gegenüberliegende Ecken abzubeißen und den Keks als Strohalm für Milch zu benutzen. Sehr sehr lecker! Eines der Dinge auf die wir uns am meisten in Deutschland freuen ist Brot und vor allem Brezeln. Hier gibt es nähmlich nur Toast, mehr Toast und noch viel mehr labberiges Weißmehlbrot. Roggen, Sauerteig und Körnerbrot gibt es hier etwa so häufig wie Bananen in der DDR und Brezeln haben wir auf unserer Reise genau 2 mal gesichtet, jedoch kein mal für $3,50 (circa 2,15€) gekauft.

#5 Milchkisten
Australier lieben Milchkisten! Und zwar für alles. Egal ob um Sachen aufzubewahren oder als Korb hinten auf dem Roller. Schön wäre es natürlich wenn sich Mehrwegflaschen für mich wieder etablieren würden und Milchkisten auch ihrem eigentlichen Sinn nachkommen könnten.
#6 Alkohol
Ich dachte eigentlich immer, dass Deutsche im Alkohol trinken ganz weit vorne bei wären. Aber mit Australiern können wir auf jeden Fall nicht mithalten. Zwar trinkt man hier weniger Schnaps und Liköre, dafür aber Bier auch schon morgens um 10. Während man in Deutschland Australien durchaus mit hochwertigem Wein in Verbindung bringt wird hier (zwar vermehrt unter Backpackern aber auch durchaus von Einheimischen) Goon getrunken. Goon ist Wein welchen man in 4-5 Liter Plastiksäcken mit Zapfhahn in Pappkartons (wie man es von frisch gekeltertem Apfelsaft kennt) kaufen kann. Ein angeblich (wir haben es selbst nicht ausprobiert) beliebtes Spiel ist es übrigens, so viele Goonbeutel wie Mitspieler(und soviele verschiedene Sorten wie möglich) an eine Wäschespinne zu hängen, diese dann zu drehen und immer aus dem Beutel zu trinken der am nähesten ist. Zwar findet man in Deutschland auch Wein im Tetrapak - jedoch kenne ich keinen Menschen der diesen freiwillig trinkt. Auch kommt beim Thema Alkohol das Thema Größenwahnsinn wieder auf da man hier z.B. Bier nicht im 6er Pack sondern eigentlich immer als Palette kauft. So gerne Australier Alkohol trinken, so streng sind jedoch auch die Regulierungen dafür. Da man um in Restaurants mit Ausschank arbeiten zu dürfen ein Zertifikat braucht haben Till und ich dafür einen Kurs in Melbourne besucht. Als Barkeeper oder Kellnerin ist man zum Beispiel dafür verantwortlich den Gästen nicht zu viel Alkohol zu verkaufen und kann (denn es gibt tatsächlich Polizeikontrollen in Restaurants und Bars - man darf nämlich gar nicht betrunken sein) bei Verstößen mit hohen Geldstrafen belangt werden. Außerdem ist es in allen Parks, Stränden und anderen öffentlichen Bereichen nicht erlaubt Alkohol zu trinken und die Polizisten kontrollieren sogar Flaschen auf Mischgetränke. Besonders an Australien ist auch, dass man Alkohol in keinem Supermarkt kaufen kann sondern immer in gesonderte Getränkemärkte gehen muss.
#7 No-Name und Fertigproduktakzeptanz
Australische Restaurants nehmen es mit Fertigprodukten nicht so erst und lassen diese sichtbar für den Kunden stehen. Ich kenne (bis auf Imbissbuden) kein Restaurant in Deutschland welches so offen zugeben würde Fertigprodukte zu benutzen und beim Geschmack nachzuhelfen. Auch wenn wir bei australischen Freunden zu besuch waren gab es die Salate zum Grillen aus Plastikschalen vom Supermarkt. Natürlich könnte man jetzt von Ausnahmen sprechen aber anhand der Theken und Regale im Supermarkt sieht man ja wie stark die Nachfrage bei genau solchen Produkten ist.
#8 Kaffee
Till ist hier in Australien zum Kaffeeliebhaber mutiert und auch ich muss sagen vorher noch nie so guten Kaffee getrunken zu haben. Bei unserem Baristakurs in Melbourne ist uns bewusst geworden was für eine Wissenschaft Australier aus dem Thema Kaffee machen und dass Kaffee hier mehr Kunst als Heißgetränk ist. Funfact: Die erste McCafé Filiale weltweit gab es in Melbourne.
#9 Gas
In Autralien kocht man vorwiegend mit Gas und auch die Backöfen werden ebenfalls oft mit Gas betrieben.
#10 Mülltrennung und Recycling
Mülltrennung wie man sie aus Deutschland kennt gibt es in Australien nicht. Alles wird zusammen entsorgt und nur bei öffentlichen Mülleimern gibt es manchmal die Unterscheidung zwischen "Reclycling" und "Müll". Auch gibt es kein Mehrwegsystem für Flaschen und Dosen und alles landet einfach im Müll.
#11 Dosenmanschetten
Umso heißer die australischen Tage sind desto kälter sind die Getränke. Da Australier Getränke aus Dosen lieben (in jedem Supermarkt gibt es Softtrinks im 24er Pack) und diese natürlich solange wie möglich kalt bleiben sollen gibt es - ich musste erstmal googlen ob es ein deutsches Wort dafür gibt - Dosenmanschetten. Diese kann man überall in den verschiedensten Designs, von Sportclubs oder auch personalisiert kaufen und bestehen aus Neopren.
